Die Familie von Garmissen

Wappen der Familie von Garmissen

Wie alt ist die Familie?

Nach Überlieferungen und Urkunden aus dem 13. Jahrhundert wurde im Jahre 1212 Johannes de Germerdissen vom damaligen Dynasten der Dasseler Grafschaft, Graf Ludolf v. Dassel, mit Dorf und Borgfreden zu Frederkshusen belehnt. Der Familiensitz ist nach Urkundenlage damit älteren Ursprungs als das benachbarte Dorf Sievershausen, zu dem das Gut in enger Beziehung steht.

Rittergut Friedrichshausen ist damit seit über 800 Jahren im Besitz der uradligen Familie v. Garmissen.

Rittergut Garmissen bei Hildesheim

Woher stammt der Name?

Die Familie stammt ursprünglich aus der Hildesheimer Gegend, wo Dorf und Rittergut Garmissen noch heutigentags existieren, wenngleich sie inzwischen in den Gemeindeverband Schellerten eingemeindet sind. Das Rittergut Garmissen war bis 1814 noch im Besitz der Familie, konnte aber in den Zeiten der napoleonischen Wirren nicht gehalten werden. Jedoch gibt es noch heute gute Beziehungen zum jetzigen Besitzer.

Im 17. und 18. Jahrhundert gab es über hundert Jahre lang zwei Linien der Familie, eine auf Garmissen und eine auf Friedrichshausen, deren jeweiliger Besitz bis dahin kurioserweise unter den Söhnen der Familie ausgelost worden war. 1759 kamen beide Zweige durch Heirat wieder zusammen, wovon auch das Garmisser Doppelwappen über der Haustür des Friedrichshäuser Herrenhauses zeugt.


Kölner Dom

Was wir mit dem Kölner Dom zu tun haben.

Lehensgeber für Friedrichshausen waren die Grafen von Dassel, deren Namen sich in der Bezeichnung der Stadt Dassel wiederfindet, in deren Gemarkung das Gut Friedrichshausen heute liegt. Rainald von Dassel (* zwischen 1114 und 1120; † 14. August 1167 in Rom) war von 1159 bis 1167 Erzbischof von Köln und Erzkanzler für Italien. Er war engster Berater von Friedrich I. Die von ihm veranlasste Überführung der Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln hat der Stadt einen starken Strom von Pilgern gebracht und zur damaligen Zeit maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung vom Dom und der Stadt beigetragen. Rainald stammte aus dem Geschlecht der Grafen von Dassel. Der ältere Bruder Ludolf I. wurde Erbe der Grafschaft, die Schwester Gepa Äbtissin von St. Ursula in Köln


Rittergut Garmissen bei Hildesheim

Exklave des Fürstbistums Hildesheim

Im Laufe der langen Zeit gab es oft sehr schwierige Verhältnisse, die die Familie zum Teil besonders hart trafen. Das lag nicht nur an den schweren Lebensbedingungen, Seuchen, Hungersnöten usw., von denen man sich heute kaum noch eine rechte Vorstellung machen kann, sondern vor allem an den zahllosen kriegerischen Auseinandersetzungen, unter denen das ganze Land immer wieder zu leiden hatte. Als das Geschlecht der Dasseler Grafen bereits im 14. Jahrhundert ausstarb, kam die Grafschaft Dassel in den Besitz des Fürstbischofs von Hildesheim, dessen Lehensträger die Familie v. Garmissen damit wurde, während das Land ringsum im welfischen Besitz der Braunschweiger Herzöge war. Diese Insellage brachte häufige Auseinandersetzungen mit sich, unter der auch die Garmissens immer wieder zu leiden hatten.



Burgsitz in Dassel - mit Freitreppe, die später nach Friedrichshausen kam

Wie die Treppe vom Burgsitz in Dassel nach Friedrichshausen kam

Darüber hinaus besaß die Familie weitere Lehen von verschiedenen z.T. miteinander in Streit liegenden Fürstenhäusern, was zu zusätzlichen Loyalitätskonflikten und damit zu erheblichen Belastungen führte.

Im frühen 16. Jahrhundert verwüsteten die Zwistigkeiten zwischen dem Bischof von Hildesheim und seinem Bruder, dem Herzog von Braunschweig, weite Landstriche. Diese sogenannte Hildesheimer Stiftsfehde von 1525 führte dabei auch zur völligen Zerstörung von Friedrichshausen, das daraufhin für rund 140 Jahre von der Familie gänzlich aufgegeben werden musste. Sie lebte fortan auf ihrem Burgsitz in Dassel. Das Friedrichshäuser Land wurde derweil von den Sievershäuser Bauern in Pacht bewirtschaftet.

Die Freitreppe vom Burgsitz in Dassel - auf dem Foto links zu erkennen - wurde später von Dassel nach Friedrichshausen verbracht und ziert dort nun den Eingang.

Rittergut Friedrichshausen um das Jahr 1910 - noch mit alter Treppe

Friedrichshausen als Zufluchtsort nach dem Stadtbrand

Mehrfach geriet die Familie trotz immer wieder zahlreicher Kinderschar wegen der damaligen Lebensumstände und politischen Wirrnisse an den Rand des Aussterbens, ein Schicksal, das viele andere alte Familien in dieser Gegend ereilt hat. Die Garmissens waren nahe daran, als z.B. Bodo v. Garmissen im 16. Jahrhundert als letzter Namensträger noch vor der Geburt seines einzigen Sohnes verstarb, der dann aber für den Fortbestand der Familie sorgte. Auch der 30jährige Krieg ließ das Land nicht zur Ruhe kommen und richtete große Schäden an. Erst nach dessen Ende und nach dem Dasseler Stadtbrand von 1664, dem auch der Dasseler Sitz der Familie zum Opfer fiel, beschloß Karl Hermann v. Garmissen den Wiederaufbau von Friedrichshausen, der ihm erst nach mühsamen Verhandlungen mit den landesherrlichen Behörden und Prozesserfolg im Bemühen um Rückerhalt der Ländereien gelang.